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Lesbarkeit und Ästhetik

von Papier- und Web-Dokumenten


Diese Sammlung von Tipps soll als Hilfestellung beim Erstellen von Drucksachen und Online-Medien dienen. Die Informationen beruhen teils auf jahrhundertelanger Erfahrung der Schriftsetzerkunst und teils auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Worterklärungen erscheinen in den meisten Browsern, wenn man den Mauszeiger auf die grünen Begriffe bewegt.


Seitengestaltung

  • Die Seite nicht zu sehr mit Text f�llen, Freiräume auch als Gestaltungselemente einsetzen.
  • Satzspiegel festlegen: Unten und außen mehr Platz lassen als innen und oben.
  • Linien, Kästen und andere Gestaltungselemente sparsam einsetzen. Liniendicke an der Strichdicke der Schrift orientieren.
  • Nicht zuviele Schriftarten und -größen benutzen (ein möglicher Anhaltspunkt: maximal 2 Schriftarten, maximal 3 Größen).
  • Größenunterschiede d�rfen nicht zu gering sein, sondern müssen deutlich erkennbar sein.
  • Rauhes Papier oder niedrigauflösender Druck erfordern größere Laufweite.

Schriften

  • Jede Schriftart besteht meist aus den Graden normal, fett (bold), kursiv (italic) und fettkursiv. Zur Hervorhebung sollte man sich auf den kursiven Grad beschränken.
  • Schriften nicht verzerren und nicht künstlich fett oder kursiv stellen, nur die speziellen fetten und kursiven Schnitte der Schrift benutzen.
  • Sperren und Unterstreichen unbedingt vermeiden. Ein PC ist keine Schreibmaschine! Wird doch einmal unterstrichen, sind Unterlängen auszusparen, und die Linienstärke der der Schrift anzugleichen.
  • Als Kapitälchen nur echte verwenden, keine künstlich erzeugten!
  • Schriftgrößen: "Konsultationsgröße" für Wörterbücher, Fußnoten etc. 6-8 Punkt, "Lesegröße" 9-12 p, "Schaugröße" für Überschriften ab 14 p.
  • Unterteilte Zahlenfolgen (wie z. B. Telefonnummern) sollten reduzierte Wortabstände bekommen und wie Versalwörter ein wenig kleiner gesetzt werden.

Titelsatz

  • Bei großen Headlines Zeilenabstand, Laufweite und Wortabstände verringern, einzelne Buchstabenabstände eventuell manuell ausgleichen.
  • Wortabstände so groß wie ein kleines i der jeweiligen Schrift (bei Lückenreißern wie T, W entsprechend geringer).
  • Versale Headlines können gut aussehen. Sie brauchen etwas erhöhte Laufweite.
  • Laufweite bei Negativsatz erhöhen.

Fließtext

  • Je größer die Textmenge, desto komfortabler lesbar sollte die Typografie sein, d. h. größere Abstände von Buchstaben, Wörtern und Zeilen sind angemessen.
  • Schriftgröße: etwa 9 bis 12 Punkt ("Lesegr��e").
  • Flie�texte sind in Antiquaschrift besser lesbar, da deren Serifen den Zeilen eine Bandwirkung geben. Stichwörter in Nachschlagewerken werden �berflogen und sind deshalb in Groteskschrift besser erkennbar.
  • Spaltenbreite bis 8 cm ist für Fließtext optimal (ergibt sich aus Leseabstand und Blickfeldwinkel). Andere Faustregel: 60 Zeichen pro Zeile. Zu schmale Spalten ermüden die Augen, zu breite behindern den Lesefluss.
  • Linksb�ndiger Satz ist besser lesbar als zentrierter oder rechtsbündiger. Blocksatz ist für schmale Spalten ungeeignet, für breite Spalten dagegen oft ästhetisch.
  • Symmetrischen und asymmetrischen Satz nicht mischen!
  • Zeilenabstand (Durchschuss) groß genug wählen, damit die Zeilen eine Bandwirkung erhalten, etwa 120% der Versalhöhe. Je größer die Spaltenbreite, desto größer sollte der Zeilenabstand sein.
  • Wortabstand etwa ein Viertelgeviert, jedenfalls kleiner halten als den Zeilenabstand.
  • Bei kleinen Schriftgraden die Laufweite erhöhen. Ebenso bei Negativsatz.
  • Fette Wörter ca. 1/2 Punkt größer setzen.
  • Versaler Fließtext ist unleserlich. Versalwörter im Text etwas kleiner und weiter setzen oder Kapitälchen benutzen.
  • Ziffernfolgen im Text je nach Schrift etwas kleiner setzen oder Mediävalziffern nehmen. Wortabstände (z.B. in Telefonnummern) etwas verringern.

Textsatz-Parameter auf einen Blick

  • Schriftart, Schriftschnitt (fett, kursiv etc.)
  • VH=Versalhöhe (Schriftgröße der Großbuchstaben)
  • ZA=Zeilenabstand (Durchschuss)
  • LW=Laufweite (Buchstabenabstand)
  • WA=Wortabstand (Ausschließen)
  • ZL=Zeilenlänge (Spaltenbreite)
  • Satzart (linksbündig, zentriert, Blocksatz etc.)
  • Leerzeilenhöhe
  • Absatz-Einzüge
Alle diese Parameter darf man bei ihrer Festlegung nicht isoliert voneinander betrachten. Sie sollten, einmal festgelegt, im gesamten Dokument konstant bleiben.


"Auch wenn Ausnahmen vielleicht verwirren, so muß ï¿½ betont werden, daß alle diese Maximen, Faustregeln und Tricks natürlich auf den Kopf gestellt werden dürfen, ja müssen!, wenn der Zweck der Mitteilung es verlangt. Harmonische, optimal lesbare Seiten können nämlich ausgesprochen einschläfernd wirken; andererseits machen typografische Trommelwirbel oft viel Lärm um nichts, wenn die von ihnen gestalteten Mitteilungen beim Empfänger falsch verstanden werden." (Erik Spiekermann, Ursache und Wirkung)